Hans Kupelwieser im Gespräch

Im Gespräch mit Kurator Andreas Hoffer verrät Hans Kupelwieser einige Details über seine Arbeiten:

Gehen wir zuerst auf die Arbeiten in der Dominikanerkirche Krems ein. Wie bist du auf die Idee der Holzinstallation gekommen? Was war für dich ausschlaggebend für die Auseinandersetzung mit diesem spezifischen Raum?

Für mich ist von vornherein festgestanden, dass ich dort keine fertigen Skulpturen ausstellen möchte, denn das kann man auch an einem anderen Ort machen. Die Kirche ist sehr mächtig, skulpturale Arbeiten können dort sehr schnell untergehen.
Stattdessen habe ich mir von einem Freund ein 3D-Modell der Dominikanerkirche bauen lassen und mich damit beschäftigt. Das Kreuzrippengewölbe hat sich schnell als etwas herauskristallisiert, mit dem ich weiterarbeiten wollte. Ich hatte wegen der Nähe zur Donau die Idee einer Installation im Hinterkopf, die an ein Schiff erinnert. Mit der Spiegelung des Kirchenschiffes auf den Boden bekam ich letztendlich eine Konstruktion, die ebenfalls wie ein Schiff aussieht. Ursprünglich wollte ich die Konstruktion aus Massivholz machen, weil früher Schiffsrümpfe aus solchen Massivholzstücken gebaut wurden. Das war aber schon allein aufgrund des Gewichts nicht möglich und es wurden zusammengesetzte Spanplatten.
Mit der Arbeit will ich auch die riesigen Dimensionen der Kirche verdeutlichen. Das Gewölbe an der Decke sieht aus der Entfernung klein aus, aber aufgrund der Spiegelung wird ersichtlich, wie mächtig es eigentlich ist.

Und was hat es mit den Vergrößerungsgläsern im lichtdurchfluteten Chor auf sich?

Die Lupen aus Plexiglas sind eine Hommage an Galileo Galilei, der als erster Fernrohre aus Lupen konstruiert hat. Mit diesen selbstgebauten Fernrohren hat er die Jupitermonde beobachtet. Ihre Umlaufbahnen hat er dann als wissenschaftlichen Beweis dafür gesehen, dass nicht die Erde im Mittelpunkt steht, sondern die Sonne. Dieser Vorschlag hat ihn bei der katholischen Kirche und speziell beim Dominikanerorden unbeliebt gemacht und sie haben ihn einsperren lassen. Ich sehe die Arbeit in der Dominikanerkirche auch als eine späte Genugtuung für Galilei und sein heliozentrisches Weltbild.

Auf dem Museumsplatz sind zwei Metallskulpturen aufgestellt. Wie entsteht ihre besondere Form?

Die ersten Metallskulpturen entstanden bereits vor über 30 Jahren, als ich in Lilienfeld in einer Aluminiumfabrik gearbeitet habe. Ich wollte das Material testen, ich wollte sehen, was man damit machen kann und dabei bin ich draufgekommen, dass man Metall aufblasen kann.
Die Form der Skulpturen ist zufällig. Ich schweiße zwei flache Bleche (2-3 Millimeter) am Rand zusammen. Dann wird mit einem Kompressor Luft in den Raum zwischen den Blechen hineingeblasen. Durch das Aufblähen in der Mitte ziehen sich die Ränder zusammen und es entstehen Falten. Nach dem Abkühlen versteift das Metall dann in dieser Polsterform, es ist dann überhaupt kein Luftdruck mehr drinnen. So sind die Skulpturen im Verhältnis zu ihrer Größe relativ leicht. Mittlerweile arbeite ich aber nicht nur mit Aluminium, sondern auch mit poliertem Edelstahl. Ich bin jemand, der immer neue Materialien ausprobiert.

Eine der beiden Skulpturen hat keine Polsterform, sondern sieht verknautscht aus. Wie entsteht diese Form?

Ursprünglich waren das auch aufgeblasene Skulpturen. Ich habe sie zum Teil in Innenräumen gemacht, aus denen ich die Skulpturen nicht mehr herausbekommen habe. Ich musste sie also verkleinern. Das wird mit einem Bagger gemacht. Dieses „Verknautschen“ hat sich mit der Zeit dann verselbstständigt. Jetzt gibt es eine eigene Reihe dieser Skulpturen.

In der Kunsthalle Krems stellst du Fotogramme aus. Es handelt sich um eine uralte Form der Belichtung. Könnte man sagen, dass du diese Technik perfektioniert hast?

Meine Anfänge waren Fotoarbeiten, hauptsächlich aus dem Bereich der Konzeptfotografie. Mit der Zeit habe ich mich dieser einfachen, fast schon primitiven Art der Fotografie, ohne Fotoapparat, ohne Optik, zugewandt. Es haben sich schon lange vor mir Künstler wie z. B. László Moholy-Nagy mit Fotogrammen beschäftigt. Die ersten Fotoarbeiten waren ja Fotogramme. Ich habe diese Technik also zumindest weitergeführt.
Ein Fotogramm ist im Grunde genommen ein zweidimensionales Abbild eines dreidimensionalen Gegenstandes. Ich arbeite sehr viel mit Müll, Möbeln und anderen Gebrauchsgegenständen, die ich in unterschiedlichen Anordnungen aufs Fotopapier bringe. In manchen Arbeiten versuche ich, die Abbildung wieder in den Gegenstand zurückzuholen. Ich habe Teile der Fotogramme eingescannt und die entstandenen Formen aus Metall herausgeschnitten, sodass wieder dreidimensionale Gegenstände entstanden sind. Diese hängen dann als eigenständige Arbeit an der Wand.

 

Foto: © APA / Heinz Stephan Tesarek

Mein Besuch

0 Einträge Eintrag

Voraussichtliche Besuchszeit

Liste senden