Interview mit Florian Steininger zur Ausstellung Per Kirkeby

Der künstlerische Direktor Florian Steininger beantwortet Fragen zur von ihm kuratierten Ausstellung Per Kirkeby. Erfahren Sie hier mehr zu den Hintergründen der Ausstellung.

Als Sie die Personale zu Per Kirkeby geplant haben, war der Künstler noch am Leben. Nun ist die Ausstellung in Memoriam an den am 9. Mai 2018 verstorbenen dänischen Künstler. Was hat Sie ursprünglich dazu bewegt, diese Ausstellung zu machen?

Per Kirkeby hat bereits einige Spuren in Krems hinterlassen. 1993 wurde hinter der Minoritenkirche Stein seine Backstein-Skulptur errichtet; und seine Gemälde waren in unterschiedlichen Themenausstellungen, wie Die Schwerkraft der Berge 1997 oder in meiner Eröffnungsausstellung Abstract Painting Now! 2017 vertreten. Für mich ist er einer der ganz Großen mit einer elementaren malerischen Haltung. Nun wollte ich eine umfassende Schau mit Malerei, Skulptur und Zeichnung in Krems ausrichten.

Wie haben Sie auf den Tod des großen dänischen Künstlers reagiert?

Ich war sehr traurig, bestand ja die Hoffnung, dass Per Kirkeby auch nach Krems zur Eröffnung kommen könnte, da ich ihn leider nie persönlich kennenlernen durfte. Seine Frau hat ihm meinen Brief vorgelesen, und Kirkeby war sehr froh zu seinem bevorstehenden 80. Geburtstag eine Ausstellung in Krems zu haben. Leider ist er dann im Mai verstorben.

Per Kirkeby ist für seine großformatigen, abstrakten Landschaftsbilder bekannt. Oft arbeitete er monatelang an einem Bild. Welche künstlerischen Prozesse stecken hinter einem Per-Kirkeby-Bild und wann war ein Bild tatsächlich vollendet?

Kirkeby hat es sich nie leicht gemacht. Jedes Bild unterlag einem langwierigen Prozess voller Zweifel und Überprüfungen. Oft nach monatelangem Pausieren ging der Maler nochmals darüber, korrigierte, verwarf. Eigentlich befand sich das Bild in einem immerwährenden Veränderungsprozess, so wie die Natur auch. Wahrscheinlich würde Kirkeby heute noch das eine oder andere Werk verändern.

Kirkebys Arbeiten sind überwiegend dunkel. Die Grundstimmung ist gedämpft. Wie betrachtet man die Ausstellung, ohne schwermütig zu werden? Gibt es Lichtblicke?

Aus dem Dunkeln blitzt es immer wieder heraus, fast mystisch. Kirkeby ist der neo-romantische Maler des Nordens. Im Laufe seiner Entwicklung sind allerdings seine Bilder wärmer und farbintensiver geworden. Das etwas Gedämpfte passt ideal zur Herbstsaison. Ein wenig melancholisch, aber schön. In Kirkebys allerletzten Arbeiten auf Masonit sind Blätter niedergefallen, ein malerischer Abklatsch von Natur.

Für die Ausstellung haben Sie auch sogenannte „Masonitarbeiten“ von Per Kirkeby ausgewählt. Was versteht man darunter und welche Bedeutung haben sie in Kirkebys Werk?

Das sind annähernd quadratische Holztafeln. Diese hat Kirkeby sehr spontan bearbeitet, oft verwischt, ausradiert und neuerlich überarbeitet – sie wirken wie Schultafeln. Sie stehen im Gegensatz zu den Gemälden, wo sich über lange Zeit Farbe abgelagert hat. Sie sind auch ein Bindeglied zwischen seinen Malereien und Zeichnungen. In der Ausstellung kann man anhand einer großen Auswahl eine chronologische Reise durch Kirkebys Werk machen.

Kaum bekannt sind Kirkebys Übermalungen fremder Kunstwerke. Er übermalte dabei unter anderem romantisch-kitschige Landschaftsbilder. Ein Akt der Verhöhnung?

Das wirkt so auf den ersten Blick. Wie Bad Painting-Malerei. Rotzig, aggressiv. Oft sind sie mit grellen Blautönen übermalt. Aber für ihn war es mehr ein kurzzeitliches Aussteigen aus seinem Malerei-Film, sich mit einer anderen Form von Malerei direkt zu konfrontieren.

Eine Art „Fremdkörper“ im Œuvre Per Kirkebys sind seine Backsteinskulpturen. Das Museum Jorn in Silkeborg fokussiert auf diese in der Retrospektive PER KIRKEBY Machines for Light and Shadow (bis 09.12.2018). Auch in Krems – nämlich im Skulpturengarten der Minoritenkirche in Stein - ist eine Backsteinskulptur zu sehen. Woher kam Kirkebys Inspiration für diese Werke?

Ja, diese wirken wirklich fremdartig. Aber Kirkeby hat eine streng-konstruktive Note in seinen Bildern, trotz aller informell-organischer Natur. Sie wirken wie Architekturen, haben aber keine Funktion. Sonderlinge, Architektur-Skulptur-Zwillinge.

Haben Sie ein Lieblingswerk in der Ausstellung?

Per Kirkeby, Ohne Titel, 2000 – das Titelsujet der Ausstellung auf Masonit. Trotz der Schnelligkeit des Stifts wirkt das Werk unheimlich tief und gesättigt.

 

PER KIRKEBY
KUNSTHALLE KREMS
25.11.2018–10.02.2019

 

Bildcredits: © Per Kirkeby Estate Courtesy Galerie Michael Werner, Märkisch Wilmersdorf, Köln / Cologne & New York Foto / Photo: Lothar Schnepf

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